GUT BABTYNAS, GENANNT ŽEMAITKIEMIS
Gut Babtynas wurde im 16. Jahrhundert gegründet. Zunächst befand es sich im Besitz der Familie Šiukšta. Es folgten die Familien Prosor und Tyszkiewicz. Nach der Bodenreform 1922 wurde das Gut dem General Vladas Nagevičius für den Aufbau der litauischen Streitkräfte überlassen. Er gab dem Gut Babtynas den Namen Žemaitkiemis und wies alle an, bei seinen Gutsbesuchen stets die litauische Trikolore zu hissen. V. Nagevičius ließ die Gebäude renovieren, den Park aufräumen, den Marstall ausbauen und ein Windkraftwerk bauen. Nach und nach mehrten sich die Gäste auf Babtynai. Bei gutem Wetter pflegte der Gutsbesitzer ein Dampfschiff zu mieten, auf welchem die Gäste über die Nevėžis nach Babtynas gelangten. Bei Anbruch der Dunkelheit fuhr er sein Auto auf den Hof und beleuchtete mit dessen Scheinwerfern eine improvisierte Bühne. Dort wurden Schauspiele aufgeführt. Dazu brannte ein Lagerfeuer und man sang litauische Lieder. Der weltgewandte General fand mit hochrangigen Personen ebenso gemeinsame Sprache wie mit dem Gutsgesinde. Wenn sich auf der Straße jemand mühsam dahinschleppte, nahm er ihn ihm Auto mit. Sonntags tauschte er seinen Wagen gegen einen Phaeton ein und fuhr damit zur Messe.
Für den Gutsbetrieb hatte der Besitzer einen Verwalter eingestellt, doch auch seine Frau Veronika Nagevičienė nahm viele Entscheidungen in die Hand. Sie kümmerte sich um die auf dem Gut weidenden Sport- und Arbeitspferde. Außerdem gab es zahlreiche Milchkühe. Gut Žemaitkiemis lieferte täglich 24 Kilogramm Butter an das Kinderkrankenhaus Kaunas. Das Gut, zu dem fast 90 Hektar Land gehörten, galt als musterhaft.
Vor dem Zweiten Weltkrieg wanderten die Besitzer in die USA aus und auf dem Gut wurde ein Kontor betrieben. Später funktionierte man das Gutshaus zum Mehrparteienhaus um. 1999 ersteigerte der Unternehmer M. Šventoraitis aus Kaunas das Gut. Er ließ es restaurieren und zu neuem Leben erwachen. Heute finden hier Festivals mit klassischer Musik und Treffen für Plein-Air-Malerei statt.