GUT PLUNGĖ
Die Geschichte von Gut Plungė reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Das älteste bis heute erhaltende Gutsgebäude ist der 1846 erbaute sogenannte Uhrturm. Ein von dem damaligen Gutsbesitzer Nikolaj Subow beauftragter italienischer Architekt hatte das Schlösschen als eine Art Miniaturausgabe des Palazzo Vecchio in Florenz entworfen. Der Uhr im Turm hat das Palais den Namen „Uhrturm“ zu verdanken. 1873 erwarb Fürst Michał Ogiński das Anwesen. Die neuen Gutsbesitzer begannen gleich bei ihrem Einzug mit der Neugestaltung. Das Herrenhaus im Stil der Neorenaissance ließ Ogiński von dem deutschen Architekten Karl Lorenz entwerfen. Neben dem Gebäude wurde ein 60 Hektar großer Park angelegt, in dem täglich nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang Trompeten erklangen. Sie riefen die im Park gehaltenen Fasanen zur Fütterung. Das gesamte Parkgelände umgab eine Mauer. Eine Flagge auf dem Herrenhaus verkündete, ob der Herr des Hauses anwesend war.
Die Ogiński waren musikbegeistert und spielten mehrere Instrumente, hatten jedoch selbst keine Kinder. Da lag es nahe, ihre Mittel und Fürsorge andern zukommen zulassen. Nachdem Maria Ogińska bereits ein Waisenhaus gestiftet hatte, wurde 1873 am Rand des Gutsgeländes eine Musikschule für ortsansässige Jugendliche ins Leben gerufen. Hier lernte vier Jahre lang auch Mikalojus Konstantinas Čiurlionis. Die gut ausgebildeten Zöglinge spielten im Orchester des Herrenhauses. Bei gutem Wetter zogen sich die Konzerte im Park über vier Stunden hin. Auch die von den Ogiński ausgerichteten Gastmähler waren von Orchesterklängen begleitet. Vor allem der Namenstag des Gutsherrn, der Michaelstag, wurde mit viel Aufwand vorbereitet. Nicht nur die Musikanten hatten dann viel zu tun, auch die Wildhüter bekamen zusätzliche Arbeit. Bereits im Sommer gingen sie auf die Suche nach Jungfüchsen in ihrem Bau. Den Einheimischen kauften sie für 50 Kopeken das Stück Hasen ab. Am Michaelstag brachten sie Füchse und Hasen in einer Truhe auf das Jagdgelände. Auf ein Jagdhornsignal wurden die Tiere freigelassen. Sie liefen auf die Gäste zu, und diese konnten sie erschießen.
Nach dem Tod von M. Ogiński verstummte die Musik. Die Fürstin erfüllte den Wunsch ihres verstorbenen Gatten und eröffnete 1902 eine Schule, in der sogenannte daraktoriai heimlich Litauisch unterrichteten. Nach Kriegseinbruch flüchtete die Fürstin nach Posen. In den Zwischenkriegsjahren wirkte auf dem Gut das „Saulė“-Gymnasium, später eine Landwirtschaftsschule. Sie wurde 1961 durch eine Mittelschule und wiederum später durch eine Schule für Baufacharbeiter ersetzt. Heute beherbergt das Gut das Samogitische Kunstmuseum.