GUT AUKŠTOJI FREDA
Das nicht weit von Kaunas gelegene Freda erwähnen historische Quellen seit Anfang des 15. Jahrhunderts. Das dörfliche Freda mit seinen Holzhäusern kaufte 1799 für 76.000 holländische rote Gulden der samogitische Adelige Juozapas Godlevskis. Der damals 26-jährige beendete nie das Gymnasium. Dank der unruhigen Zeiten brachte er es dennoch zu nicht unbeträchtlichem Wohlstand.
Godlevskis richtete sich Freda als Landsitz ein. Bald entstanden auf dem Gutsgelände ein säulengeschmücktes Herrenhaus nebst zwei Offizinen, Gästehaus, Marstall, Orangerie und anderen Gebäuden sowie einer Parkanlage mit Teichen. Einen Teich ließ Godlevskis in Form des Buchstaben J, den zweiten in Form eines G und den dritten rund wie einen Punkt ausheben. Auf diese Weise verewigte er auf dem Gutsgelände seine Initialen. Unweit des Teiches ließ er einen hölzernen Pavillon erbauen, in welchem die schönsten der leibeigenen Frauen seiner harren mussten.
Da es dem Gutsherrn in seinem Liebesnest an weiblicher Aufmerksamkeit nicht fehlte, wäre er selbst wohl nie auf Brautschau gegangen. Das jedoch tat sein Gutsverwalter, ein ehemaliger Kommilitone. Dieser überredete den bereits 64-jährigen vermögenden Mann, um die Hand einer 45 Jahre jüngeren Frau anzuhalten. Die geplante Ehe lieferte natürlich Stoff für viel Gerede, und auch die Hochzeit selbst verlief nicht ohne Zwischenfälle. Der Gutsherr hörte sich die Gratulationen an – und machte sich einfach von dannen. Wieder war der Gutsverwalter zur Stelle und überredete seinen wankelmütigen Freund, mit einer schön geschmückten Kutsche zum Festschmaus zurückzukehren und seine junge Frau heimzuholen. Die Ehe blieb kinderlos, doch das Paar blieb bis zum Tod von J. Godlevskis zusammen.
Seinem Sarg gaben die Menschen von Freda bis zur Kirche von Garliava das Geleit. Der ganze Weg war mit Pechfackeln gesäumt. Der Sarg wurde schließlich im rechten Kirchturm eingemauert.
Später wurde das Gut enteignet, weil dort das IX. Fort Kaunas entstehen sollte. Die Witwe erhielt eine Entschädigung und zog nach Kaunas. Auf dem Gutsgelände wurden Artillerielager, eine orthodoxe Kirche, ein Marstall, ein Karzer und eine Offizierssauna gebaut.
1918 beschloss man, Aukštoji Freda zur Präsidentenresidenz umzuwandeln. Für die Rekonstruktionsarbeiten am Gutshaus wurden 20 000 Goldmünzen bewilligt.
Wiederum später wurde in Freda eine Schule für Garten- und Landschaftsbau gegründet und schließlich der Botanische Garten.