GUT LEIPALINGIS
Gut Leipalingis wurde zu Zeiten des litauischen Großfürsten und polnischen Königs Alexander gegründet. 1508 schenkte König Sigismund der Alte das Gut Jonas Sapiega. Im Besitz der Magnatenfamilie Sapiega befand es sich daraufhin fast eineinhalb Jahrhundert.
Das bis zum heutigen Tag erhaltene Herrenhaus entstand unter einem späteren Besitzer, dem Vilniusser Domkapitular Antanas Kruševskis. Zum Baumeister hatte er den Architekten Martin Knackfuß bestimmt. Im Anschluss an den Bau des gemauerten, mit Säulen geschmückten Herrenhauses war eine große Kirche mit drei Schiffen und zwei Türmen geplant. Diese Pläne wurden jedoch durchkreuzt, als Antanas Kruševskis erkrankte. Man beschloss damals das Dach zu decken, bevor die Mauern der Kirchenschiffe standen.
Es wird erzählt, dass einer der jungen Kruševskis in der Kirche nach schönen Mädchen Ausschau zu halten pflegte. Hatte er eines entdeckt, musste der Lakai es in sein „Lusthaus“ bringen, einen Backsteinbau im vorderen Teil der Parks. Wenn ein Mädchen schwanger wurde, verheiratete man es mit einem Leibeigenen, und ein anderes Mädchen musste es ersetzen. Unter den verängstigten Mädchen hieß der junge Herr nur der „Gutsteufel“.
Auch die Leibeigenen fürchteten ihre Herren. Als A. Kruševskis 1820 starb, erbten das Gut Verwandte, die sich durch besondere Grausamkeit auszeichneten. Schon wenn jemand zu spät zur Arbeit erschien, wurde er mit der Zuchtrute halb totgeschlagen. Seine Hunde wiederum hätschelte der Hausherr. Er ließ die Welpen sogar von seinen Dienerinnen säugen. Ein Hund war ihm mehr wert als jeder Arbeiter.
Von den nachfolgenden Besitzern lässt sich wenig Bedeutsames berichten. Die einen verspielten das Gut, die anderen verpfändeten es, bis es schließlich der polnische Ingenieur Piotr Balinski für eine Schuld auf seinen Namen überschreiben ließ. Er verwandelte das Gut in einen repräsentativen Herrensitz mit Orangerie.
Unter ihm wurde ein dreistöckiger Kornspeicher gebaut und auch der Park erhielt ein neues Gesicht. Der letzte Besitzer von Gut Leipalingis, Steponas Dornalovičius, wohnte selbst nicht auf dem Gut. Er legte den Gutsbetrieb in die Hände eines Bevollmächtigten, der jedoch bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs flüchtete. 1920 wurde Gut Leipalingis verstaatlicht. Im Herrenhaus wirkte fortan ein Progymnasium. Seit 2015 beherbergt das Gut eine Bibliothek, ein Landeskundliches Museum sowie das Gemeindeamt.