GUT LIUBAVAS
Der Name von Gut Liubavas, das im 16, Jahrhundert erstmals Erwähnung findet, leitet sich von den preußischen Wörtern „liubas” und „šliubas” ab, litauisch „Liebe“ bzw. „Ehe“. Das Gut hatte im Laufe der Jahrhunderte mehrere adelige Besitzer, darunter Mikołaj Radziwiłł der Rote, Graf Kasper Golejewski, Jan Antoni Tyszkiewicz und Martynas Krišpinas Kiršenšteinas. Jeder Besitzer baute das Gut weiter aus und trug zu seiner Wertsteigerung bei. 1750 zählte das Gut bereits 20 verschiedene Bauten.
Seine eigentliche Blütezeit erlebte das Gut im 19. Jahrhundert im Besitz der Slizeniai. Als erster der Familie hatte sich Rapolas Slizienis mit seiner Frau Kamilė Tiškevičiūtė dort niedergelassen. Der Gutsherr genoss einen Ruf als talentierter Architekt und Bildhauer. Sein Sohn und Erbe Rapolas Jonas Slizienis holte für die weitere Gestaltung Meister aus dem Ausland. Sie errichteten eine Mühle, überholten das Hydrosystem und richteten ein Entwässerungssystem auf den Feldern ein. Das Gut erhielt einen steingemauerten Eiskeller und im gleichen Zuge wurden auch weiter Teiche im Park ausgehoben.
Während seine Frau eine passionierte Jägerin war, zog es Rapolas Jonas Slizienis eher zu den Blumen, mit denen Park und die runden Beete gegenüber von dem Herrenhaus reich bestückt waren. Hier war Außenstehenden der Zugang verborten. Der Gutsschreiber fertigte allerlei Tafeln mit verschiedensten Anweisungen an, die sogar im Stall hingen. Auf den Tafeln standen Futterzeiten und Futtermengen. Nicht nur die Anweisungen mussten die Instleute beachten, sondern auch den Gong, der täglich zu Arbeitsbeginn, zur Mittagsause und zum Arbeitsende ertönte.
Das Auto des Gutsherrn zog besonders die Blicke auf sich. Unter den Ortsansässigen wurde der schwarze Wagen taksufka genannt. Jeden Sonntag brachte der Chauffeur der Slizeniai darin den Priester aus Nemečinė zur Kapelle von Liubavas.
Der letzte Herr auf Gut Liubavas, Rapolas Jonas Slizienis, wurde nach Sibirien verbannt, wo er auch starb. Das Gut wurde enteignet. Einige Zeit waren auf Gut Liubavas politische Häftlinge untergebracht, später wohnten dort Weißrussen. Heute können Besuchern des Guts die originelle Wassermühle besichtigen. Offizin und Orangerie wurden für kulturelle Zwecke hergerichtet.