Die Inselburg Trakai
Die Inselburg Trakai ist die einzige auf einer Insel errichtete Burganlage in ganz Osteuropa. Bereits Fürst Gediminas hatte diesen Ort am Zusammenfluss dreier Seen nach einer erfolgreichen Jagd entdeckt und wollte dort eine Burg bauen. Die Herrscher wechselten einander ab, und schließlich war es Fürst Kęstutis, der auf der Insel im Galvė-See zu bauen begann. Er wollte damit seiner Frau, die aus Palanga stammte, eine Freude machen. Die Bauarbeiten an dem gotischen Bauwerk waren noch nicht abgeschlossen, als in Trakai 12 000 Kreuzritter einfielen und die Burg in Flammen setzten. Erst nach Kęstutis‘ Tod setzte sein Sohn Vytautas die Arbeiten fort. Um seine Burg hinter den Burgen der Kreuzritter nicht zurückstehen zu lassen, lud er den Architekten des Ordens nach Trakai. Gemauert wurde die Burg aus mit Kalkmörtel befestigten Steinen. Zierelemente waren rote Ziegelsteine und Zylindergewölbe. Außerdem wurde ein 33 Meter hoher Wehrturm, der Donjon gebaut. In dessen oberem Teil befand sich die Kapelle des Herrschers, im unteren das Tor mit der Zugbrücke. Drei weitere massive Wehrtürme entstanden in den Ecken vor der Burg. Jede von ihnen bot Platz für fünfzehn Kanonen. Die beiden Palastflügel erhielten neun Wohngemächer. Der besonders prunkvolle Audienzsaal war mit Glasmalfenstern und verzierten Sterngewölben ausgestattet. Ein Luftheizsystem sorgte für Wärme. Die Burg Trakai war seinerzeit die modernste in ganz Litauen.
1409 verlegte Vytautas die Hauptstadt de facto nach Trakai. Hier befanden sich die litauischen Personenstandsbücher und die Staatskasse. Auch hochrangige Gäste wurden einer nach dem anderen in das moderne Schloss eingeladen. Als Könige, Fürsten und deren Gesandte in Trakai zusammenkamen um die Krönung von Vytautas zu besprechen, wurde mehrere Wochen lang festlich geschmaust. Sie verzehrten 700 Färsen, Hammel und Ferkel, 600 Wisente und 100 Elche. Zum Befeuchten der Kehlen kamen täglich 700 Fass Met auf den Tisch.
Im 16. Jahrhundert wurde die Burg zu einem Ort der Verbannung, an dem man ruhmreiche Persönlichkeiten gefangen hielt. Sigismund I. August wollte die Burg später umbauen, doch dann durchkreuzte der Russisch-Schwedische Krieg seine Pläne. 1962 zog das Historische Museum Trakai in die ehemalige Fürstenresidenz.