SCHLOSS PANEMUNĖ (AUCH GELGAUDAS ODER VYTĖNAI)
1597 erstand der Gutsherr ungarischer Abstammung Jonas Eperjesz in Panemunė eine Reihe von Gutsgebäuden aus Holz. Er hegte große Pläne: auf dem für 14 000 Schock Groschen erworbenen Anwesen wollte er ein repräsentatives Schloss bauen. Entwerfen sollte es der holländische Architekt Peter Nonhart, der auch die untere Burg in Vilnius rekonstruiert hatte. Bald schon ragten auf dem Hügel je ein zweistöckiges Wohnhaus und ein Wirtschaftsgebäude empor, daneben eine Verteidigungsmauer und ein vierstöckiger Turm mit steilen Stiegen. Die Wohngemächer wurden mit zwei Toiletten ausgestattet, damals Latrinen genannt. Vor Abschluss der Bauten starb der Gutsbesitzer. Sein Sohn und Erbe versetzte die Wohnräume auf die wärmere Südseite, ließ den vom Vater errichteten Turm auf sieben Stockwerke erhöhen und baute noch zwei weitere Türme. In dem fünfeckigen richtete er die Familienkapelle ein. Seine Nachfolger schlugen sich mehr schlecht als recht durch und mussten das Schloss schließlich an Gläubiger verpfänden. Die prunkvollen Bauten zerfielen. Die Kacheln der Zieröfen zerbröckelten, die Wände bekamen Risse und die Teiche trockneten aus.
1759 erwarb Antanas Gelgaudas, Fähnrich des Großfürstentums Litauen, das verlassene Schloss für 19 000 Taler. Eine Zeitlang tat sich gar nichts. Die Situation änderte sich, als der neue Besitzer die wohlhabenden Witwe Barbara Judickaitė-Tyzenhauzienė heiratete. Antanas Gelgaudas verlieh dem verlassenem Schloss so viel neuen Glanz, dass die Ortsansässigen es von Stund an Schloss Gelgaudai nannten. Ein 13 Hektar großer Park wurde um das Schloss herum angelegt, die Teiche wurden wiederbelebt und man richtete ein Tiergehege ein.
Nach dem Tod von Antanas Gelgaudas blieb das Schloss noch einige Generationen im Familienbesitz. Während des Aufstands von 1831 wurde es geplündert, später von der zaristischen Obrigkeit übernommen. Nach Ende der Unruhen gelangten das Schloss und das danebenliegende Gut Zamkus erneut in den Besitz der Gelgaudas. Später erbte Stanislovas Puslovskis das Anwesen, blieb jedoch nur kurze Zeit Herr auf Gelgaudai. 1934 wurde die von Bränden verwüstete Schlossruine in die Obhut des Bildungsministeriums übergeben. Gut Zamkus mit den dazugehörigen acht Hektar Land ersteigerte der in Chicago lebende Priester und Astronom Antanas Petraitis. Dieser plante zunächst, im südwestlichen Turm eine Sternwarte zu einrichten. Kurz vor seinem Tod besann er sich eines anderen und verpflichtete den Pfarrer von Skirsnemunė testamentarisch dazu, ein Salesianerkloster zu gründen. 1937 hatte sich das Gut bereits in einen zeitgemäßen Klosterkomplex verwandelt, in dem um die 100 Menschen lebten und studierten. Als der Zweite Weltkrieg begann, mussten sie das Kloster verlassen. Heute beherbergt Schloss Panemunė ein Museum, ein Hotel und ein Restaurant.