Auf der malerischen Panemunė-Straße erwachen Litauens Gutshöfe zu neuem Leben

Die 90 Kilometer lange Panemunė-Straße von Kaunas nach Jurbarkas ist litauischen Touristen gut bekannt. Links der Nemunas, rechts zahlreiche Burghügel, Schlösser und Herrenhäuser, bildet sie eine der schönsten Strecken des Landes.

Nachdem Schloss Panemunė sich der Kreuzritterangriffe erfolgreich erwehren konnte, entwickelte es sich zu einem der prestigeträchtigsten Adelssitze in Litauen. Heute kann man auf den restaurierten Gutshöfen längs des Nemunas deren reiche Kultur kennenlernen, historische Ausstellungen besichtigen und in den Parks spazieren gehen, um sich in die damaligen Zeiten zurückversetzen zu lassen.

Gut Raudondvaris – ein Werk der Tyszkiewicz

Einen Ausflug zum Schloss Panemunė sollten Sie in Raudondvaris beginnen lassen. Die kleine Stadt in der Nähe von Kaunas hat ihren Namen vermutlich ihrem Glockenturm aus rotem Ziegelstein zu verdanken. Seit dem 17. Jahrhundert befand sich das berühmte Anwesen im Besitz mehrerer Herren, doch sein heutiges Aussehen hat es den Tyszkiewicz zu verdanken.

Benedikt Emanuel Tyszkiewicz, der Gut Raudondvaris 1825 als Hochzeitsgeschenk erhalten und 1831 nach einem Brand restauriert hatte, war ein passionierter Reisender und Jäger. So nimmt es nicht Wunder, dass zur Innenausstattung englisches Porzellan, deutsches und amerikanisches Tafelbesteck, sowie holländische Bettwäsche gehörten und erlauchte Gäste mit selbsterlegtem Wildbret, kostbaren französischen Weine und chinesischem Tee bewirtet wurden.

Der Stolz von Gut Raudondvaris ist die malerische Orangerie, die zu Zeiten der Tyszkiewicz für ihre Sammlung von Zitrusfrüchten und anderen exotischen Gewächsen berühmt war. Noch heute kann man eine von der Hand des Grafen gepflanzte Palme bewundern. Im Restaurant der Orangerie oder bei einem Spaziergang durch den erst kürzlich eröffneten Park wird fühlt man sich im Nu in die damalige Zeit zurückversetzt. Genau wie damals betört der Duft von Rosen und Lavendel.

Schloss Panemunė kann auf viele Jahrhunderte zurückblicken

Etwa 60 Kilometer von Raudondvaris entfernt liegt das 400 Jahre alte Schloss Panemunė. 1597 hatte der ungarische Grundbesitzer Janusz Eperjesz hier ein hölzernes Gutsgebäude erworben. Mit Hilfe seines guten Freundes, des erfahrenen holländischen Architekten Peter Nonhart beschloss der neue Besitzer, eine Palais im Renaissancestil zu bauen.

Im Laufe der Jahre wechselte das Gut Panemunė mehrmals seine Besitzer und das Schloss wurde mehrmals restauriert und verschönert. Im 18. Jahrhundert schließlich erwarb es der Fähnrich des LDK Antanas Gelgaudas, der den dreizehn Hektar großen Park gestaltete, zwei Teiche wiederbelebt und einen Aussichtsplatz mit Blick auf die Nemunas einrichtete. Das im Park gehaltene Damwild erfreute nicht nur das Auge der Gutsbesitzer, sondern auch die umliegenden Bewohner.

Inzwischen wurde Schloss von Panemunė auf Initiative von Museumsbetreibern und Unternehmern zu neuem Leben erweckt. Neben der historischen Ausstellung und dem gepflegten Park erwartet den Besucher auch ein luxuriöses Hotel-Restaurant. Hier können Sie in Zimmern mit antiken Möbeln aus dem 18./19. Jahrhundert eine wahrhaft fürstliche Nacht verbringen und den Gaumen mit Gerichten nach alten litauischen und ungarischen Rezepten verwöhnen.

Das Erbe russischer Fürsten in Jurbarkas

Am Ende der Panemunė-Straße liegt Gut Jurbarkas, das mit seiner interessanten Geschichte das Bild abrundet. Das seit dem 15. Jahrhundert bestehende Anwesen befand sich erst im Besitz von Bona, der Gemahlin von Sigismund II, und dem Adelsgeschlecht der Radziwiłł, später von Platon Subow, einem Günstling Katharinas II. 1845 ging das Gut in die Hände des Fürsten Illarion Wassiljewitsch Wassiltschikow über, dessen Familie bis zum Beginn des Ersten Weltkries auf dem Gut blieb.

Die Wassiltschikow weilten nur selten in Jurbarkas, hatten aber die Gutsbelange fest in der Hand. Auf Initiative der umtriebigen Geschäftsleute entstanden ein Sägewerk, eine Brauerei sowie ein Molkereibetrieb, in dem Butter und Käse hergestellt wurden. „Backsteiner“ und „Holländer“ aus Jurbarkas wurden sogar nach Frankreich exportiert, und die Stadt selbst erlebte eine wahre Blüte.

Das Herrenhaus von Jurbarkas hat nicht bis in die Gegenwart überlebt, aber man kann noch heute die orthodoxen Kirchen besichtigen, die zu Subows Zeiten erbaut wurden. Ebenfalls erhalten sind der Park längs des Mituva-Ufers, zwei Offizinen und mehrere andere Gutsgebäude. In der Südoffizin lebten damals die Gutsbediensteten. Heute beherbergt das Gebäude das Touristeninformationszentrum Jurbarkas. Im Regionalmuseum in der ehemaligen Nordoffizin kann man sich mit der Geschichte der Stadt Jurbarkas vertraut machen.