Die Gutshöfe an der litauischen Ostseeküste erzählen von der Kultur des Adelsstandes

Palanga, auch die Sommerhauptstadt Litauens genannt, ist der aktivste Urlaubsort des Landes. Touristen aus Litauen und der ganzen Welt kommen hierher, um reine Luft der Kiefernwälder zu genießen, in der Ostsee zu baden oder mit einem Buch in der Hand in den Dünen zu entspannen. Auch an Angeboten für aktive Freizeitgestaltung und Nachtleben mangelt es nicht.

Die wenigsten aber wissen wohl, dass Palanga nicht ganz zufällig zum beliebtesten Ferienort des Landes wurde. Einen nicht unwesentlichen Anteil daran hatten die Grafen Tyszkiewicz, die hier nicht nur ihre Sommerresidenz errichteten, sondern auch der Stadt zum Aufschwung verhalfen. Auf ihre Initiative brachte man den Strand in Ordnung, legte Wege an und baute Ferienhäuser. Das erste Hotel-Restaurant vor Ort, das sogenannte „Kurhaus“, war ebenfalls eine Hinterlassenschaft der Tyszkiewicz.

Panemunės pilis

Auf der malerischen Panemunė-Straße erwachen Litauens Gutshöfe zu neuem Leben

Die 90 Kilometer lange Panemunė-Straße von Kaunas nach Jurbarkas ist litauischen Touristen gut bekannt. Links der Nemunas, rechts zahlreiche Burghügel, Schlösser und Herrenhäuser, bildet sie eine der schönsten Strecken des Landes.

Nachdem Schloss Panemunė sich der Kreuzritterangriffe erfolgreich erwehren konnte, entwickelte es sich zu einem der prestigeträchtigsten Adelssitze in Litauen. Heute kann man auf den restaurierten Gutshöfen längs des Nemunas deren reiche Kultur kennenlernen, historische Ausstellungen besichtigen und in den Parks spazieren gehen, um sich in die damaligen Zeiten zurückversetzen zu lassen.

Gelgaudiškio dvaras

Wiedererstandene Adelskultur um Šakiai

Wenn man vor nicht allzu langer Zeit Suwalkien bereiste, traf man als Zeugen vergangener Adelskultur einzig verlassene und verfallene Herrenhäusern. Einige von ihnen wurden in den letzten Jahren jedoch restauriert und erleben jetzt eine echte Renaissance. In der Gegend um Šakiai am linken Nemunasufer kann man gleich drei einzigartige, Herrenhäuser besichtigen, deren Blütezeit auf das 19. Jahrhundert zurückgeht.

Die im Stil des Klassizismus und Neo-Klassizismus erbauten Herrenhäuser Gelgaudiškis, Zypliai und Kiduliai wurden nicht nur als attraktive Tourismusobjekte wiederbelebt, sondern dienen auch als kulturelle Oasen und Versammlungsorte. Verschiedene Bildungsprogramme, dramatisierte Führungen oder sogar Einführungen in die auf den Herrenhäusern üblichen Tänze bieten Einblick in die Gepflogenheiten des litauischen Adelsstandes.

Das sagenumwobene Kloster Pažaislis – ein Meisterwerk des Barock

Das Kamaldulenserkloster Pažaislis, auf der Halbinsel des Kaunasser Haffs gelegen, ist eines der schönsten Beispiele des späten Barocks in ganz Nord- und Osteuropa. Mit dem Namen des im 17. Jahrhundert erbauten Kloster verknüpft man nicht nur eine einzigartige Architektur und das jährlich stattfindende internationale Musikfestival, sondern auch verschiedenste Mythen.

Der Bau eines Heiligtums am Rande von Kaunas, in einem damals abgelegenen Waldstück entsprang einem Ansinnen von Krzysztof Zygmunt Pac, Kanzler des Großfürstentums Litauen. Das Kloster, das einem kleinen Kreis von Gläubigen gewidmet war, kostete insgesamt acht Millionen Gold, und um die Motive des Sponsors rankte sich bald eine Vielzahl wahrscheinlicher und unwahrscheinlicher Geschichten.

EIN AUSFLUG INS 19. JAHRHUNDERT: DIE GUTSHÖFE TRAKŲ VOKĖ UND UŽUTRAKIS

Die nur 20 Kilometer voneinander entfernten Gutshöfe Trakų Vokė und Užutrakis bildeten den Lebensmittelpunkt zweier verschiedener Stränge des Adelsgeschlechts der Tyszkiewicz. Ein Besuch versetzt einen im Nu in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, als beide Gutshöfe nach vielen Besitzerwechseln schließlich Eigentum eines einzigen Herren wurden. Möchte man da nicht Mäuschen spielen und erfahren, wie das Leben der Grafen aus der Nähe ausgesehen hat? Welche Feste in den alten Gemäuern gefeiert wurden? Und was aus den Anwesen wurde, nachdem die Besitzer sie verlassen mussten?

Aukštosios Fredos rūmai

Die Landsitze um Kaunas und ihre exzentrischen Gründer

Der bald 100 Jahre alte Botanische Garten der Vytautas-Magnus-Universität ist bei den Bewohnern von Kaunas ebenso beliebt wie bei Gästen der Stadt. An den Wochenenden finden hier oft Hochzeitsfeiern statt und im Sommer locken Magnolien, Päonien und Rosen mit ihrer Blütenpracht. Die über 60 Hektar große Anlage ist aber nicht nur für ihre Gewächse berühmt. Eine spezielle Aura erhält sie durch Gut Aukštoji Freda, um dessen Gründer Juozapas Godlevskis sich allerlei pikante Geschichten ranken.

 

Was erzählen uns die Landsitze im westlichen Litauen?

Westlitauen verknüpfen viele von uns in erster Linie mit der Ostsee und den Badeorten, dabei gibt es in dieser Gegend viele Objekte des Natur- und Kulturerbes. Besonders hervorzuheben sind die vornehmen Landsitze, bei deren Besuch man wie mit einer Zeitmaschine in verschiedene Epochen der litauischen Geschichte versetzt wird. Zugleich bieten sie Gelegenheit, mehr über die reiche litauische Adelskultur zu erfahren.

Wir möchten Ihnen an dieser Stelle die drei Herrensitze Plungė, Biržuvėnai und Šilutė vorstellen.

 

Ein Wochenendausflug: drei Landsitze bei Vilnius

Sie müssen gar nicht weit weg reisen, um am Wochenende der Hektik der Hauptstadt zu entfliehen und sich etwas abzulenken. Nur ein paar Dutzend Kilometer von Vilnius entfernt finden Sie sowohl attraktive Eckchen in der Natur als auch verschiedene kulturelle und historische Denkmäler.

Wenn es Ihnen an Ideen mangeln sollte – hier haben wir für Sie drei Landsitze in der näheren Umgebung von Vilnius, die alle einen Besuch wert sind.

 

Burg Medininkai – Zeitzeugin des Großfürstentums Litauen

Die 30 km von Vilnius emporragende Burg Medininkai gemahnt an die Zeiten des Großfürstentums Litauen. Von hier aus schrieb Vytautas der Große Briefe, hier verbrachte Kasimir IV. Andreas seine Sommer. Erbaut wurde die Burg jedoch zu Verteidigungszwecken. Der Mauersteinbau aus 14. Jahrhundert war die größte der viereckigen Burganlagen in Litauen.

Nach glanzvollen Zeiten, in denen sie sich mancher Angriffe erwehren konnte, wurde die Burg zum Ende des 15. Jahrhunderts von einem Feuer verwüstet und verlor an Bedeutung. Der Komplex geriet in Vergessenheit und erwachte erst 2012 zu neuem Leben, als man in ihm ein Museum einrichtete. Neben vier ständigen Ausstellungen werden hier Lehrprograme für Erwachsene und Schüler angeboten.

 

Das Erbe der Tyszkiewicz – repräsentative Landsitze

Die Grafen Tyszkiewicz sind sicher eine der bekanntesten Adelsfamilien Litauens. Die Familie mit einem bis auf das 16. Jahrhundert zurückgehenden Stammbaum stieg im Verlauf mehrerer Hundert Jahre zu den vermögendsten Grundbesitzern des Landes auf. Ihre Zig Landsitze stachen durch repräsentative Eleganz, subtile Ästhetik und beeindruckende Landschaftsparks hervor. Die wohlhabenden Tyszkiewicz bauten jedoch nicht nur Herrenhäuser, sondern kümmerten sich auch um die industrielle Entwicklung, soziale Angelegenheiten und trugen wesentlich zur Entwicklung der örtlichen Gemeinschaften bei.

 

 

Die Parks der litauischen Landsitze – Widerschein der Adelskultur

Die alten Parks der Landsitze in Litauen sind Zeugen der reichen Kultur und des täglichen Lebens des Adels. Die raffiniert eingerichteten, mit exotischen Pflanzen bestückten Gärten waren für ihre Besitzer ein Mittel, ihren gesellschaftliche Stand zur Schau zu stellen. Natürlich boten sie sich außerdem für angenehmen Zeitvertreib oder aufwändige Bankette an.

Die meisten der historischen Parks in Litauen haben ihre jetzige Gestalt im 19. Jahrhundert erhalten, doch ihre Geschichte reicht viel weiter zurück. Werfen wir einen Blick auf sechs Gutsparks, die sowohl wegen der beeindruckenden Landschaftsarchitektur als auch der sie umgebenden Legenden bemerkenswert sind.

 

Ausflug nach Aukštaitien: die neu erstandenen Gutshöfe Saldutiškis und Paliesius

Gut Saldutiškis ist seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Im Bezirk Utena ist es das am besten restaurierte Anwesen. Als Gründer gilt der russische Edelmann Antoni Jałowiecki, der hier 1832 ein Herrenhau im Stil des Klassizismus erbauen ließ. Bis zum Ersten Weltkriegs blieb das Gut im Besitz der Familie, danach beherbergte es ein Salesianerkloster, später fungierte es als Kriegslazarett und nach dem Krieg nacheinander als Hauptquartier der „stribai“ genannten Kollaborateure der Sowjets, als Schule und als Wohnheim.