GUT JURBARKAS

Noch im 14. Jahrhundert war Jurbarkas ein königliches Gut. 1795 erhielt Platon Subow, ein Günstling Katharinas der Großen, das Gut von ihr als Geschenk. Er beauftragte den Architekten Poncini mit dem Entwurf des Herrenhauses. 1845 schenkte Nikolais I. das Anwesen einem seiner Getreuen, dem Fürsten Illarion Wassiljewitsch Wassiltschikow. Der neue Eigentümer baute einen neuen Palast mit einer eindrucksvollen Halle und Orangerie, außerdem vergrößerte er die Parkanlage. Außenstehenden war der Aufenthalt auf dem Gutsgelände verboten. Allein der Besuch der ebenfalls vom Fürsten errichteten orthodoxen Kirche war jedermann gestattet. Der um die Rentabilität des Guts besorgte Fürst verkaufte Wald und ließ eine Ziegelei, ein Sägewerk und eine Brauerei errichten. In Jurbarkas unterhielten die Wassiltschikow ein Krankenhaus, ein Kinderheim sowie ein Obdachlosenheim.
Nach dem Tod des Prinzen im Jahr 1870 ging Gut Jurbarkas in den Besitz seines Sohnes Sergej Illarionowitsch Wassiltschikow über. Wie auch der Vater besuchte Sergej das Gut mit seiner Frau Marija nur im Sommer. Nach ihrer Ankunft pflegten die Fürsten im Park Landpartien zu veranstalten. Im Herbst wurde das Erntefest gefeiert, zu dem alle Angestellten geladen waren. Sie wurden aus einem großen Topf mit Kohl und Fleisch bewirtet, die Haushälterinnen buken Kuchen, und der Fürst spendierte ein Fass Bier. Die Kinder erhielten Naschwerk und die Frauen Stoffreste.
Aus Mitteln der Wassiltschikow wurden in Jurbarkas das erste Elektrizitätswerk und eine litauische Webschule errichtet. Es gab eine gutseigene Spinnerei, eine Bierbrauerei und eine Molkerei. Der hier hergestellte Backsteiner und Holländer Käse wurde sogar nach Frankreich exportiert. Die Wassiltschikow waren stets darum bemüht, den Hiesigen Geschäftssinn beizubringen und richteten Landwirtschaftsmessen aus. Wenn einen der Angestellten ein Unglück traf, stand ihm der Fürst stets zur Seite. Auch bei großen Überschwemmungen oder Bränden half er aus.
Nachdem Deutschland Russland den Krieg erklärt hatte, wurde der Fürst zum Kommandanten einer Kavalleriedivision ernannt. Solange die Division in der Nähe von Jurbarkas weilte, nutzte der Fürst jede Gelegenheit, das Gut zu besuchen. Da er die herannahende Kriegsgefahr witterte, ließ er die wertvollsten Teile seines Besitzes nach Russland transportieren. Nach Kriegsbeginn siedelte die Fürstenfamilie nach Petersburg über. Das Gut wurde unter Insten und anderen Landlosen aufgeteilt. Der Park und die in ihm befindlichen Häuser fielen dem Saulė-Progymnasium zu. Heute befindet sich im ehemaligen Gutshaus das Landesmuseum Jurbarkas.

  • Mit dem Bau der Südoffizin auf Gut Jurbarkas wurde 1847 begonnen. In dem zweistöckigen Gebäude waren bescheidene Wohnungen für die Gutsbediensteten eingerichtet. Später befand sich hier auch das Gutssekretariat. Seit 2008 wirkt in der ehemaligen Südoffizin das Touristeninformationszentrum Jurbarkas.
  • In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand die zweistöckige Nordoffizin. Äußerlich als Zwillingsbau der Südoffizin konzipiert, unterschied sie sich im Inneren jedoch stark von dieser. Bis heute erhalten sind die eindrucksvollen Holzverzierungen und die Deckenschnitzereien. Die Nordoffizin war für die fürstliche Familie bestimmt, außerdem wurden hier hochwürdige Gäste einquartiert.
  • Die schmucke orthodoxe Kirche auf Gut Jurbarkas befindet sich dort, wo Platon Subow einst ein Wodkalager errichten ließ. Das 1865 eingeweihte Gebetshaus stand allen Gläubigen offen. Es war sogar eine Ehrensache, sich hier trauen oder taufen zu lassen. Die Wassiltschikow, die den Bau veranlasst hatten, kamen auch für den Unterhalt des unweit wohnenden Geistlichen auf.…
  • Das außerhalb des Gutsgeländes errichtete Insthaus stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es beherbergte die Gutsarbeiter, die sogenannten Instleute. Jeder Instmann erhielt außer Wohnraum auch eine kleine Parzelle Land und durfte für den Eigenbedarf Nutztiere halten.
  • Das Wirtschaftsgebäude auf Gut Jurbarkas wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut. In ihm wurden Nutztiere gehalten sowie Viehfutter und landwirtschaftliche Geräte aufbewahrt. Der Bau ist heute nicht mehr erhalten.
  • Das lange Holzgebäude, das Ende des 19. Jahrhunderts neben der Gutseinfahrt entstand, diente als Offiziershaus. Die in Jurbarkas stationierte Dragonerschar hatte die Aufgabe, die am Nemunas verlaufende Grenze zu Preußen zu sichern. Zu dem Zweck hatten sie entlang des Grenzsteifens alle zwei Kilometer einen Posten. In dem im russischen Stil gebauten Holzhaus fanden Stabsbesprechungen statt…
  • Die Fürsten Wassiltschikow Jurbarkas hatten das gesamte Gutsgelände mit einer Mauer aus rotem Backstein umgeben. Der Zugang war nur durch zwei hohe und breite eiserne Tore möglich. Wenn die Wassiltschikow auf dem Gut weilten, war es strengstens untersagt das Gutsgelände zu betreten. Heute sieht man von dem Mauerzaun nur noch einige Backsteinpfosten, welche die zierlichen…
  • Der Gutspark wurde im 19. Jahrhundert auf Initiative der Fürsten Wassiltschikow vergrößert. Nach ihrer Ankunft pflegten die Fürsten im Park Landpartien zu veranstalten. Im Herbst wurde Erntefest gefeiert. Im Schatten der Bäume spielte ein Blasorchester, dazu wurden Fleisch und Piroggen gereicht. Erholen konnte man sich auf Bänken unter einem riesigen hölzernen Steinpilz. Außerhalb solcher Festlichkeiten…

Lietuvos Dvarai : Liste von Gutshöfen
Savivaldybė : Jurbarko raj. sav.
Adresas : Vydūno g. 19, Jurbarkas 74122
El. paštas : turizmas@jurbarkas.lt
Telefonas : (8 447) 51 485
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