Burg Medininkai – Zeitzeugin des Großfürstentums Litauen

Die 30 km von Vilnius emporragende Burg Medininkai gemahnt an die Zeiten des Großfürstentums Litauen. Von hier aus schrieb Vytautas der Große Briefe, hier verbrachte Kasimir IV. Andreas seine Sommer. Erbaut wurde die Burg jedoch zu Verteidigungszwecken. Der Mauersteinbau aus 14. Jahrhundert war die größte der viereckigen Burganlagen in Litauen.

Nach glanzvollen Zeiten, in denen sie sich mancher Angriffe erwehren konnte, wurde die Burg zum Ende des 15. Jahrhunderts von einem Feuer verwüstet und verlor an Bedeutung. Der Komplex geriet in Vergessenheit und erwachte erst 2012 zu neuem Leben, als man in ihm ein Museum einrichtete. Neben vier ständigen Ausstellungen werden hier Lehrprograme für Erwachsene und Schüler angeboten.

Verteidigungsburg und Sommerresidenz

Die an der heutigen Grenze zu Belarus stehende Burg Medininkai befindet sich nicht zufällig an diesem Ort. Von diesem strategischen Punkt aus wurden das Großfürstentum und die Hauptstadt Vilnius vor Angriffen der Kreuzritter, des livländischen Ordens und aus dem Osten geschützt. Die Burg war auf einer Anhöhe errichtet und ringsum mit einem breiten, tiefen Graben versehen.

Der einen halben Kilometer lange, 15 Meter hohe und fast zwei Meter dicke Mauern war ein weiterer Garant für Standhaftigkeit. Vier Türme in den Ecken dienten dazu, den Angreifer stets im Auge zu haben. Der höchste dieser Türme ist mit 30 Metern der Donjon. Von ihm aus wurden Verteidigungsmaßnahmen koordiniert und beobachtet, wer das Burgtor durchschreitet.

Die Wände der oberen Stockwerke im Donjon sind mit Malereien ausstaffiert. Hier befanden sich die Wohngemächer. Kasimir IV. Andreas hatte sich die Burg zur Sommerresidenz erkoren. Seine vier Söhne Jan Alber, Aleksander, Sigismund und Kasimir brachte er ebenfalls hierher, um sie aus dem Trubel der Hauptstadt herauszuhalten.

Zu neuem Leben erweckt

Trotz des gut durchdachten Verteidigungssystems wurde Burg Medininkai 1402 durch die Belagerung des Deutschen Ritterordens stark in Mitleidenschaft gezogen. Am Ende des 15. Jahrhunderts wurde sie durch eine Feuersbrunst nahezu zerstört und dem Verfall preisgegeben. Eine Weile befand sie sich im Besitz des Fürsten Vosylius Žilinskas, der sich jedoch wenig kümmerte. 1812 schließlich machte Napoleons Armee bei ihrem Rückzug aus Russland die Festung praktisch dem Erdboden gleich.

In den Zwischenkriegsjahren gehörte Medininkai zum polnisch besetzten Vilniusser Gebiet. Erst 1939 wurde das Städtchen an Litauen zurückgegeben. Nach dem Krieg hat man die Burg konserviert und erste archäologische und architektonische Forschungen durchgeführt, jedoch erst nach Wiedererlangung der litauischen Unabhängigkeit wurde schrittweise mit Restaurationsarbeiten begonnen.

Inzwischen wurde die Festung für Tourismus-, Museums- und Bildungsaktivitäten hergerichtet. In den Ausstellungssälen im Donjon können Sie die Mauerburgen und das Arsenal des Großfürstentums Litauen besichtigen. Zu den Exponaten gehören Kanonen, Geschosse und archäologische Funde.

Die Kirche wurde bereits zu Vytautas Zeiten erbaut

Unweit dieses eindrucksvollen Erbes des Großfürstentums erwarten den Besucher noch andere interessante Objekte. Die in einer Ebene erbaute Festung befindet sich in einem interessanten Kontrast zu dem drei Kilometer entfernt gelegenen Juozapinė-Hügel, der zweitgrößten Erhebung des Landes. Im geophysikalischen Naturschutzgebiet Juozapinė befindet sich auch die höchste Erhebung Litauens – der Aukštasis kalvas oder Aukštojas.

Ebenfalls nicht weit entfernt von der Burg kann man die pittoreske, aus Holz gebaute Dreifaltigkeitskirche sowie St. Kazimir besichtigen. Die Pfarrkirche von Medininkai wurde bereits 1391 erbaut, und der litauische Vytautas hatte daneben sogar ein Kloster gegründet. Die Bauwerke konnte den permanenten Angriffen des Deutschen Ordens jedoch auf Dauer nicht standhalten.

Die jetzige dreischiffige Kirche mit einem Turm wurde zwischen den Kriegen erbaut und, ebenso wie das danebenstehende Franziskanerkloster nach dem Heiligen Kasimir benannt. Gegenüber von der Kirche wurde ein hölzernes Glockenhaus im gleichen Stil errichtet, dessen Glocken die umliegenden Bewohner zum täglichen Gebet oder zu Festgottesdiensten rufen.